Abteilung VIII: Wie man Beteiligung erzwingt

Von der Gründung der Ruhr-Universität
an war die Abteilung VIII – Sozialwissenschaft
– ein Zentrum
studentischen Protests und Widerstands.
Wogegen? Und wofür? Die
Abteilung wurde ausdrücklich nicht
Sozialwissenschaften genannt, weil
die Einheit der Sozialwissenschaft
betont werden sollte. Darüber hinaus
wollte sich die Abteilung auf die
berufliche Praxis in Wirtschaft und
Verwaltung konzentrieren.
Die Studierenden jedoch, mehrheitlich
aus dem Ruhrgebiet kommend,
wollten mehr. Sie wollten wissen –
wie Gesellschaft funktioniert, wie
man sie aktiv beeinflussen und
gestalten kann. Sie suchten nach Instrumenten,
um fundierte Kritik und die
Möglichkeiten zu Auseinandersetzungen
zu fördern. Ihnen verlangte
nach einer historischen Perspektive.
Sie traten für eine öffentlich verantwortliche
Wissenschaft ein und
waren dafür zu zivilem Ungehorsam
bereit. Man mischte sich ein in die
Berufungspolitik, in die Lehre und in
die Beurteilung von Lehrenden, denen
mit wenigen Ausnahmen eine Nähe
zu autoritärem Gedankengut nachgewiesen
wurde. Gegen die Berufung
eines Hochschullehrers und späteren
Dekans wurde Widerstand geleistet,
man setzte sich öffentlich mit seinen
Lehrmeinungen auseinander; man
suchte Jahre lang nach seiner Dissertation
und warf ihm eine Nähe zur
griechischen Militärdiktatur vor Die
Erschießung des Studenten Ohnesorg
in Berlin 1967, das Dutschke-Attentat
1968 und die bevorstehende
Notstandsgesetzgebung wurden zu
Themen von Lehrveranstaltungen
gemacht, nachdem man mit Sit-ins
und Go-ins Druck ausgeübt hatte..

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BSZ Nr.51 Seite 1