Die ESG Bochum – ein großes Team um den Studentenpastor Hartmut Dreier, wurde ein Kristallisationspunkt für zahlreiche Projektgruppen, Basisgruppen, Hochschulgruppen, Fachschaften. Man beteiligte sich am Politischen Nachtgebet in Köln um Dorothee Sölle, Heinrich Böll, Klaus Schmidt und viele andere und engagierte sich in sozialen Projekten, die für Bochum erst- und einmalig waren: Gründung eines Vereins für soziale Jugendarbeit mit einem Wohnprojekt an der Wittener Straße; Unterstützung einer Beratungsstelle zur Kriegsdienstverweigerung; Unterstützung der kritisch-gewerkschaftlichen Bewegung bei Opel, Gründung von Arbeitskreisen, die fundierte Informationen zur „Dritten Welt“ in den Uni-Alltag trugen und wirksame Unterstützung z.B. im Kampf gegen die Apartheid in Südafrika leisteten; Gründung de ersten Kinderladens in Bochum (Eulenbaum); Initiierung und Unterstützung von sozioökonomischen Ruhegebietsanalysen zu Beginn des Strukturwandels; Herausgabe und Redaktion der Zeitschrift „AMOS – Kritische Blätter für das Ruhrgebiet“.
Die KSG konzentrierte sich auf die Auseinandersetzung mit der Amtskirche. Politische Betätigungen wie die KSG sie anstrebte waren vom Bischof untersagt. Dagegen lehnten sich die Studenten auf. Höhepunkt der Auseinandersetzung mit der Amtskirche war dann ein Tag der „Anbetung für die Wiedervereinigung“ – im Glauben und natürlich auch Deutschlands. Während einer Andacht in der Kapelle des Haues Michael wurden Briefe von Kommunisten und deren Frauen, die unter dem Adenauerregime als Vertreter einer verbotenen Partei im Zuchthaus saßen, verlesen. Teilnehmer war auch Günter Wallraff, ein damals junger, unbekannter Autor, der damals schon undercover „beichten“ ging.
Die Presse berichtete, es kam zum Eklat. Der KSG Vorstand wurde vom Essener Bischof Hengsbach – gleichzeitig Militärbischof – abgesetzt und erhielt Hausverbot für die Kapellenbaracke neben der provisorischen Mensa. Dies war die Geburtsstunde des „Kritischen Katholizismus“.
Projekt Brelohstraße
In Zusammenarbeit mit der Fachschaft Psychologie wurde ein sozialpädagogisches Projekts in der Brelohstraße gegründet. Diese Arbeit mit Kindern aus „bildungsfernen“ Familien wurde von der Öffentlichkeit nicht nur positiv angenommen. Es gab Anfeindungen und Intrigen gegen die Initiatoren. Das Buch beschreibt den Werdegang des Projektes.
AMOS Kritische Blätter
Die Zeitschrift Amos gibt es jetzt bereits seit fast 50 Jahren. Pfarrer Hartmut Dreier war von Beginn an dabei.
Pater Stephan Richter und die Amtskirche:
Stellvertretend für die Amtskirche stand Pater Stephan Richter im Haus Michael. Mit ihm wurden die Auseinandersetzungen geführt. Es war ein ständiges Hin und Her. Was ist schon politisch und was ist noch so gerade erlaubt. Wurde eine Aktion untersagt, fanden sich Auswege. Zeitzeuge Karl-Heinz Heinemann:“1968 fiel für uns nicht vom Himmel. Ich fand noch meine Stichworte zur Begrüßung von Mathias Becker, einem Autor, der damals als ehemaliger Priester ein Buch über die Macht der katholischen Kirche geschrieben hatte. Wir wollten ihn in der KSG auftreten lassen, Pater Stephan untersagte es, und so begrüßte ich ihn im Namen der Humanistischen Studentenunion, in der ich dann auch Mitglied war.“
Vietnam Demo
Die beiden Studentengemeinden ESG und KSG arbeiteten oft zusammen. Die ESG gewährte den KSG-Aktivisten „Asyl“ nachdem sie vom Bischof abgesetzt und mit Hausverbot belegt worden waren. Sie konnten in den Räumen der ESG weiter arbeiten.