Die Proteste gegen die Fahrpreiserhöhungen waren kaum vorbei, da rückte die anstehende Notstandsgesetzgebung im Mittelpunkt des politischen Interesses auf dem Campus.
Der AStA initiierte die „Ruhraktion gegen die Notstandsgesetze“. In dieser arbeiteten mehrere linke Gruppen zusammen. Die Koordinierung zwischen ihnen funktionierte nicht besonders. Aber zum ersten mal gelang ein Zusammenschluss mit Gruppierungen außerhalb der Uni und auch außerhalb Bochums.

Das Informationsbedürfnis der Studierenden war groß. Die Gruppierungen reagierten entsprechend. Die Tische in der damaligen Mensa quollen mittags regelrecht über von Verlautbarungen.

Mit den Notstandsgesetzen sollten Regelungen für den Verteidigungsfall, den Spannungsfall, den inneren Notstand und den Katastrophenfall eingeführt werden. In allen diesen Fällen konnten die Grundrechte – insbesondere das Briefgeheimnis sowie das Post- und Fermeldegeheimnis – eingeschränkt werden.

Je näher der Termin für die Verabschiedung der Notstandsgesetze, der 30. Mai 1968, im Bundestag heranrückte, desto hektischer wurden auch in Bochum die Demonstrationen. Ein Zeitzeuge erinnert sich: „Ich weiß nicht mehr genau, an welchem Tag wir dann zu verschiedenen Stahlwerken in Bochum marschierten, dort eine Vielzahl von Kollegen zum Mitgehen brachten und schließlich vor dem DGB-Haus in der Kortumstraße demonstrierten. Auf einem Lastwagen stand Reinhard Zimmermann (SHB), der über ein Mikrofon das Wort ergriff. Während seiner Rede vor der durchaus aufgebrachten Menge glitt Reinhard aus und fiel zu Boden.
Geistesgegenwärtig ergriff Dieter Giesen (damals SDS) das Mikrophon und brachte Reinhards angefangenen Satz zu Ende!“
Am 26. Mai veranstalteten einige Studenten ein Happening in der Bochumer Innenstadt, um sich dann einer Veranstaltung auf dem Husemannplatz anzuschließen.

Die Proteste gegen die Notstandsgesetzgebung wurden bereits 1967 vorbereitet.  Da noch gemeinsam mit Vertretern der Gewerkschaften.

Der Senat hatte sich mit der Forderung der Studentenschaft befasst, in den Vorlesungen über die Notstandsgesetzgebung zu diskutieren. Er antwortete per Brief.

Studierende, Bürger und Arbeiter demonstrieren vor dem DGB-Haus in der Kortumstrasse. Ein Zeitzeuge: “Wir wollten mit einer kleinen Gruppe in das Gewerkschaftshaus gehen, das aber weitgehend geschlossen war. Ein Pförtner allerdings – wohl ein Sympathisant – schloss uns die Hintertür auf und führte uns durch das Gebäude. Dabei passierten wir auch einen größeren Raum, in dem Teilnehmer einer Fortbildungsmaßnahme eine Klausur schrieben und überrascht waren, ungebetenen Besuch zu bekommen.“