Kein einziges Wohnheim war fertiggestellt, da erkundigte sich der Jugendausschuss des Landtages, ob die Heime nicht zu aufwendig gebaut würden. Denn wurden nicht mehr Mittel als vorgesehen verbraucht? Der Kanzler der Ruhr-Universität, Dr. Seel, klärte auf, dass die staatlichen Wohnheime innerhalb von anderthalb Jahren geplant und gebaut werden müssten. Man habe vor der Notwendigkeit gestanden, 400 Wohnheimplätze zur Eröffnung anzubieten. Und das waren die weiteren Planungen: 1966 sollten 1.200 und bis zum vermuteten Endstand von 12.000 Studierenden 4.000 Wohnheimplätze zur Verfügung stehen. Darüber hinaus sollten die Wohnungsbaugesellschaften Studentenbuden in der Rahmenstadt (Hustadt) gleich mit einplanen. Die Träger der Wohnheime hatten sich zusammengeschlossen, um einen einheitlichen Mietpreis von 85 DM zu gewährleisten.

Die sechs Türme der Studentenwohnheime in der Laerholzstrasse für insgesamt 400 Zimmer wurden in der Rekordzeit von nur neun Monaten für elf Millionen DM errichtet. Jedes der zwölf Quadratmeter großen Zimmer hat Einbauschränke und ein Schreibpult am Fenster. Im Kellergeschoss befinden sich die Küchenanlagen für alleiniges oder gemeinschaftliches Kochen. Zusätzlich wurden auf jeder Etage kleinere Küchen eingerichtet, um Kaffee zu kochen und Geschirr zu spülen. Die Eingangsbereiche waren großzügig angelegt. Es gab Diskussionsveranstaltungen, Konzerte und Feste.

Frau Requarte als Oberhausmeisterin überwachte im Auftrag des Akademischen Förderwerks alle Bewohner, auf dass diese die Hausordnung einhielten. Besonders die Bestimmung „Nach 22h Abends und vor 6h Morgens für die Herren kein Damenbesuch“ und vice versa. Punkt 6:05 Uhr ging sie an jedem Morgen zu den parkenden Autos vor dem Wohnheim und hielt die Hand auf die Kühlerhauben. War eine kalt, stand für sie fest, dass der Pkw die ganze Nacht dort gestanden hatte. Der Besitzer war demnach eines Verstoßes gegen die Hausordnung überführt.

Luftbild Studentenwohnheim

Die staatlichen Studentenwohnheime an der Laerholzstrasse wurden in einer Skelett- und Tafelbauweise erstellt. Jeweils drei Türme sind zu einer Einheit verbunden, die über den Eingangsbereich miteinander verbunden sind.

Neubau Studentenwohnheim

Der Eingangsbereich

In den Eingangsbereichen gab es einen Leseraum, eine für damalige Verhältnisse moderne Küche und einen Speiseraum, der sich durch eine Faltwand zu einem Vortragsraum erweitern ließ. Zusätzlich ein Musikraum mit Übungszellen, ein Werkraum sowie ein Fotolabor.

Studentisches Kochen

Die Küchen wurden häufig genutzt. Vor allem unsere ausländischen Kommilitonen kochten uns was vor.

Im Februar 1967 kam es zum ersten richtigen Skandal. Das Akademische Förderwerk wollte allen Bewohnern eines der Türme kündigen. Dafür sollten katholische Theologiestudenten einziehen, die „aus zwingenden Regeln ihres Studienganges gezwungen sind, in einer geschlossenen Wohngruppe zu wohnen“. Die Heimbewohner wehrten sich. Innerhalb weniger Tage bildeten sie mit Unterstützung des AStA eine Front gegen das Akafö. Die Kündigungen wurden daraufhin zurückgenommen. Die katholischen Theologiestudenten wurden in einem Heim des Bochumer Vereins untergebracht.