Der Sozialdemokratische Hochschulbund
Die Gründung des Sozialdemokratischen Hochschulbundes (SHB) an der Ruhr-Universität Bochum gleich mit Beginn des Lehrbetriebes gestaltete sich zu einem Heimspiel. Denn im Unterschied zu den anderen deutschen Universitäten waren die meisten Mitglieder des SHB bereits einige Jahre in der SPD-und/oder in einer DGB-Gewerkschaft. Sie kamen typischerweise über den zweiten Bildungsweg an die RUB, waren disziplinierte Arbeiter und erwiesen sich in Auseinandersetzungen als Pragmatiker, waren also weniger theorielastig. Sie verfügten über eine reichhaltige Organisationserfahrung und waren innerhalb der Sozialdemokratie, den Gewerkschaften und Kommunen des Reviers gut vernetzt. Dies spiegelte sich auch in ihren späteren beruflichen Werdegängen wider. Fritz Bahlo wurde Vorstandsvorsitzender der Bochumer Sparkasse, Wolfgang Wenzel Arbeitsdirektor eines Stahlwerks. Allerdings wurde ein Uralt-Gewerkschaftler im höheren Dienst eines Landesministeriums in den siebziger Jahren als DDR-Spion enttarnt. Aber auch die meisten jüngeren SHB-Mitglieder hatten einen ruhrgebiets-sozialdemokratisch-gewerkschaftlichen Hintergrund. Ihre Eltern waren oft Sozialdemokraten und/oder Gewerkschaftsmitglieder. Viele SHB-Mitglieder waren auch als Jungsozialisten aktiv.
Allerdings stand der SHB der Mutterpartei in vielen Themenbereichen kritisch gegenüber. So verurteilte er die Bildung der Großen Koalition im Jahre 1966 scharf. Dennoch fühlten sich die Bürger und die Bochumer SPD, vor allem ihr Ortsverein Querenburg, von den SHB-Veranstaltungen angesprochen.
Die Arbeit des SHB war in erster Linie hochschulbezogen und fand vor allem in den Fachschaften statt. Seine Mitglieder kämpften um Mitbestimmung bei Studien- und Prüfungsordnungen. Sie nahmen auf die Berufungspolitik Einfluss und suchten den Numerus Clausus abzuwehren. Viele Vertreter in der Fachschaftsvertreterversammlung (FVV), später im Studentenparlament, waren SHB-Mitglieder. In den Gründerjahren wurden die AStA-Vorsitzenden vom SHB gestellt.