Vorläufer des Studentenparlamentes (SP) der Ruhr-Universität war die Fachschaftsvertreterversammlung (FVV). Es handelte sich um ein Übergangsparlament. Eine Satzung für die Studentenschaft sollte zunächst basisdemokratisch auf einer Vollversammlung aller Studierenden im Dezember 1966 beschlossen werden. Dieser Versuch scheiterte. Daraufhin erarbeitete die FVV eine „Satzung der Studentenschaft an der Ruhr-Universität“. Diese wurde in einer Urabstimmung vom 1. April bis 15. Mai 1967 mit 79 Prozent der abgegebenen Stimmen von der Studentenschaft angenommen.
Auf der Grundlage der neuen Satzung wurde vom 11. bis 14. Juli 1967 das erste Studentenparlemant mit einer Wahlbeteiligung von 54,1 Prozent der abgegebenen Stimmen gewählt. Diese Beteiligung wurde bei keiner der folgenden jährlich stattfindenden Wahlen wieder erreicht. Am höchsten war die Wahlbereilgung noch 1968 mit 47,3 Prozent und 1969 mit 51,4 %).
Als satzungsgebendes Organ der studentischen Selbstverwaltung nahm das Studentenparlament die Funktion der Legislative ein. Es wählte seinen Sprecher, der nach § 10 der Satzung eine starke Stellung in der studentischen Selbstverwaltung hatte. Um Sprecher zu werden, benötigte der Kandidat spätestens im zweiten Wahlgang eine Zweidrittelmaehrheit.
Zur Wahl des ersten SP traten 1967 rund hundert Kandidaten und acht Wahlgemeinschaften für die 36 zu vergebenden Sitze an. Die Tagespresse sprach von einem „harten Wahlkampf“ und von „der größten Materialschlacht, die es jemals bei Studentenschaftswahlen an einer deutschen Universität gegeben hat“. Knapper Sieger wurde eine Koalition aus vier politisch linken Wahlgemeinschaften. Deren Kandidat, Christoph Zöpel, erreichte bereits im ersten Wahlgang zum AStA-Vorsitzenden die notwendige Zweidrittelmehrheit. Zöpel wurde später Minister für Stadt- und Landesentwicklung in Nordrhein-Westfalen und danach Staatsminister im Auswärtigen Amt.
Die Mehrheitsverhältnisse im Studentenparlament änderten sich auch nach den Wahlen 1968 und 1969 nicht, so dass der SHB (Sozialdemokratischer Hochschulbund) bis in die 70er Jahre den Vorsitzenden der Studentenschaft stellte. Von 1967 bis 1969 war dies Burghard Schneider, der später Chef der Staatskanzlei bei Oskar Lafonatine, dem Ministerpräsidenten des Saarlandes, wurde.

Das Parlament und die Anträge

Megaphonduell

Die Presse berichtete ausführlich über den Wahlkampf. Die Kandidaten teilten ihre Vorstellungen den potenziellen Wählern per Megaphon mit. Hier der anarcho-syndikale Kandidat Hajo Mulsow.

BSZ: ” Wählen Sie was Sie wollen!”

Das Studentenparlament tagte in einem Hörsaal. Das Präsidium vorn im Bild. Es wurde in einer Debattenpause geschossen. Es werden wohl Anträge sortiert oder nach einer Auslegung der Geschäftsordnung gesucht.

Wahlbenachrichtigung

Jeder eingeschriebene Studierende erhielt diese Wahlbenachrichtigung per Post zugeschickt.

Studentenparlament tagt bis 1.35 Uhr

Die Sitzungen des Studentenparlaments endeten oft erst in den frühen Morgenstunden. Nicht nur wie hier bei der Wahl des AStA-Vorsitzenden Christoph Zöpel. Kontrovers wurde das Thema „Politisches Mandat der Studentenschaft“ diskutiert. Auch in den Debatten über den Haushalt ging es hoch her. Die längste Sitzung schaffte allerdings nicht das Studentenparlament, sondern sein Vorgänger, die FVV. Diese ging erst gegen 4.24 morgens zu Ende. Wer so trainiert worden ist, der schafft spielend die nächtlichen Verhandlungen in Düsseldorf und Brüssel..

BSZ (Nr.10) Cartoon